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Das Tschüss sagen fängt an#16

Hallöchen,

so langsam wird mir immer mehr bewusst, dass ich nicht mehr lange hier in Deutschland bin und vor allem habe ich das Gefühl, dass die Zeit nur so davon rennt. Auf der einen Seite möchte ich viel mit meinen Freunden und mit meiner Familie unternehmen und auf der anderen Seite muss ich noch ein paar Sachen machen, bevor ich fliege. Besonders schiss habe ich, dass ich irgendwelche wichtigen Dokumente hier vergesse.

Dazu kommt, dass es für mich immer öfter heißt tschüss zu sagen für ein Jahr. Vor genau einer Woche ist eine gute Freundin losgeflogen und sitzt nun auf der anderen Seite der Welt in Neuseeland, so ganz begriffen habe ich das noch nicht. Vor ungefähr einem Monat musste ich mich auch von meinen kleinen Kiddis verabschieden, welche ich gute 1 1/2 Jahre trainiert habe. Es war zwar traurig, aber ich habe das noch nicht ganz wahrnehmen können, weil mein Abflug Datum da für mich noch in weiter Ferne lag. Und nun am vergangenen Wochenende musste ich mich von dem Football Team verabschieden, da deren nächstes Spiel erst an dem Wochenende ist, wenn ich schon in den USA bin. (Achtung, im folgenden wird es viel um Football gehen, wer darauf keine Lust hat, lieber aufhören zu lesen ;))

Irgendwie war das bislang sogar mit der schwerste Abschied und ich glaube es liegt daran, dass das Geschehen rund um Spiele und so ganz normal weiter gehen wird nur ich erlebe dies ja nicht mit. Meine Freunde starten alle in einen neuen Lebensabschnitt und keiner von uns geht weiter zur Schule wie zuvor und somit verändert sich das Leben von uns allen. Ich weiß nicht genau ob das der Grund ist, aber ich kann es mir gut vorstellen.

Dieses Jahr war ich nun die 6.Saison bei dem Football Team dabei. Ich war quasi seit dem ersten Spiel, welches dieses Team jemals bestritten hat, dabei. Also sagen wir es so. Ich war bei dem ersten Spiel, aber mehr meinem Vater zur liebe als alles andere. Es war ein Heimspiel im Jahr 2014 und mein Vater war halt Coach, da geht man halt mal dahin und guckt sich das an. Verstanden habe ich rein gar nichts, was soll man daran auch verstehen, wenn sich insgesamt 22 bekloppte auf ein Ball stürzen, es kann ja wohl nicht so schwer sein mit dem Ball in die Endzone zu kommen.... ja das dachte mein damaliges 13 jähriges ich noch. Aber irgendwas muss mich doch fasziniert haben, denn ich entschied mich dazu am 17.05.2014 dazu, mit zum zweiten Spiel zu kommen, anstatt ein Tag sturmfrei zu haben. Da dies ein Auswärtsspiel war, waren wir auch den ganzen Tag unterwegs und da dieses mal meine Mama nicht konnte, konnte ich auch nicht einfach nach der Hälfte gehen, wenn ich es einfach nicht verstand und keine Lust mehr hatte. So kompliziert wird das ja schon nicht sein, das Spiel zu verstehen... dachte ich damals und habe so jeden Abend bis zu dem besagten Spiel damit verbracht mir bei YouTube diverse Videos anzugucken, in denen das Spiel erklärt wurde und ich begann langsam zu verstehen, dass es eben nicht 22 bekloppte sind die sich einfach auf einen Ball stürzen, sondern dass da wirklich Taktik hinter steckt. Dieser besagte Tag hat viel mit mir und mit meinem Leben verändert. Damals war ich klein und SEHR schüchtern, ich wollte bloß nicht auffallen und hoffentlich spricht mich keiner von den großen Jungs an. Aber schon im ersten Spiel habe ich angefangen Fotos zu machen, aber was soll ich sagen. besonders gut sehen die nicht aus und eigentlich stad auch immer irgendein Spieler davor, denn ich habe mich nicht wirklich getraut mich zu bewegen in der Teamzone (oh man, das klingt im nachhinein schon echt sehr dumm). Heute bin ich schon selbstbewusster als damals, ein wenig zurückhalten zwar noch, aber lange nicht so schüchtern, ok wirklich gewachsen bin ich jetzt nicht seit damals, aber ich habe gemerkt, dass all diese großen Jungs gar nicht so böse sind wie sie vielleicht auf dem Spielfeld wirken. Auch die Qualitäten meiner Fotos haben sich verbessert, allein schon aus dem Grund, dass ich meine kleine Digitalkamera gegen eine Spiegelreflexkamera getauscht habe. Und was sich noch geändert hat ist die große Liebe zum American Football und vor allem genau zu DIESEM Team, Ich habe versucht bei jedem Spiel zu sein, wenn ich nicht durch andere Aktivitäten verhindert war. Habe viele meine Freunde am Montag und vielleicht auch noch am Dienstag mit den Spielen vom Wochenende genervt. Aber mal ehrlich Football ist doch wohl viel spannender als der Monsun, irgendwelche Dissonanzen, die Sigma-Regeln oder Fotosynthese. Hausaufgaben mussten oft hinten anstehen, denn in den Sommermonaten habe ich immer geguckt, wo gerade ein Footballspiel am Wochenende in der nähe ist. Sorry Mama, aber es musste sein dass Papa und ich manchmal samstags am Spielfeldrand standen und sonntags uns dann ein Spiel von unseren Gegnern der Liga angeguckt haben. In den vergangenen Jahren war ich in allen möglichen Situationen bei Spielen dabei. Wenn das Team haushochgewonnen hat, eine Niederlage einstecken musste oder es einfach ein sehr spannendes Spiel war und sich erst kurz vor Ende entschieden hat, aber ich habe das Team immer als ein Team wahrgenommen. Zusammen gewinnen und zusammen verlieren … und sich auch zusammen über die ein oder anderen fragwürdigen Schiedsrichter Entscheidungen aufregen. Ich habe gelernt das im Football fast alles möglich ist und man in den letzten 2 Minuten nochmal das Ergebnis drehen kann und zwei Touchdowns schaffen kann, wenn man an sich glaubt und als Team agiert. 

Ich könnte hier jetzt noch so viele schöne Sachen hin schreiben, was ich alles erlebt habe, was ich gelernt habe und was ich so toll an diesem Team finde, aber das würde noch sehr lange dauern und ist auch eigentlich nicht Teil eines AuPair Blogs, aber wie man vielleicht sieht, bin ich der Meinung, dass dieses Team viel mit meiner Entwicklung aus meinem kleinen Schüchternen Ich zu tun hat. Hätte ich 2014 zu meinem 13 jährigen ich gesagt, dass ich 2019 das Team Foto mache und vor einer Horde Jungs stehe und denen sagen kann was sie zu machen haben, dann hätte ich mir selbst ein Vogel gezeigt. Vor vielen Leuten reden, die alle älter sind als ich? Auf gar kein Fall! 

Nun habe ich am letzten Samstag tschüss gesagt und ich war schon da sehr traurig, aber mir wird gerade von Tag zu Tag mehr bewusst, dass ich die nächsten 13 Monate kein Spiel dieses verdammt coolen Teams sehen kann... ich weiß ich geh in die USA, da gibt's es genug von American Football Teams, aber es gibt eben nicht DAS Team. Aber ich werden diesen Tag immer in schöner Erinnerung haben, es war zwar nicht das schönste Spiel zum angucken und das Wetter hat auch nicht so super mitgespielt, aber am Ende des Tages wurde das Spiel gewonnen und es war, meiner Meinung nach, eine tolle Rückfahrt in dem Bus, der btw. der Team-Bus des Handball Sportvereins Hamburgs war und damit ist für mich ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung gegangen und als mir der Busfahrer auf der Rückfahrt dann noch eine Autogrammkarte meines Lieblingsspielers gegeben hat, war der Tag perfekt!

Falls das hier irgendwer bis zum Ende gelesen hat noch ein kleiner Satz zum Abschluss: Natürlich freue ich mich auf die USA, aber es gibt eben auch so ein paar Tage, an denen ich einfach hier bleiben möchte.

Bis dann, Lea :)

 

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